Die Korrika läuft wieder - die 19. Korrika beginnt am 19. März 2015

19.03.2015 | baskultur.info vom 14.3.2015
19 Korrika 2015 - Ausschnitt

KORRIKA bedeutet LAUFEN auf Euskara, eine der ältesten Sprachen Europas. Die KORRIKA ist eine kulturpolitische Initiative, die den Gebrauch des Euskara fördern soll. Elf Tage und Nächte lang laufen kleine und große Gruppen von Euskara-Freundinnen durch das gesamte Gebiet des historischen Baskenlandes, das sich aus den Provinzen, Regionen und Gebieten Iparralde (Nordbaskenland: drei Provinzen unter französischer Verwaltung), Navarra, Araba, Gipuzkoa und Bizkaia (vier Provinzen unter spanischer Verwaltung) zusammensetzt.

Das Motto der KORRIKA 2015 ist ein Wortspiel in baskischer Sprache: EUSKAHALDUNAK. Es erklärt sich folgendermaßen: Euskaldunak sind Personen, die Baskisch sprechen; “ahal” ist ein Modalwort und bedeutet “können”. Für das Wortspiel wird das AL von Euskaldunak durch AHAL ersetzt, was aus dem Wort für Baskisch-Sprechende ein “Baskisch sprechen können” macht. Es spielt an auf den Umstand, dass viele Leute Baskisch sprechen können, es aber aus unterschiedlichen Gründen oft unterlassen.

Sie läuft und läuft …

Organisiert wird die KORRIKA von AEK, einem Verband von Baskisch-Schulen. Ihr Ziel ist es, zum Gebrauch der Sprache zu animieren und Geld für ihre Förderung und Verbreitung zu sammeln. Seit der ersten KORRIKA im Jahr 1980 hat sich der Lauf zum wichtigsten medialen Ereignis für das Euskara entwickelt. In 35 Jahren wurden 18 Läufe ausgeführt. Gelaufen werden um die 2.500 km, Tag und Nacht, ohne Pause, begleitet von einem Kleinbus, in dem die Begleiterinnen in Schichten fahren und schlafen. Menschen jeden Alters laufen mit, in der Regel, wenn die KORRIKA in ihrer Nachbarschaft vorbeikommt. Auf jeder kleinen Etappe wird sie angeführt von einer ausgewählten Person, die den Staffelstab trägt. Im Inneren dieses Stabes ist eine Botschaft aufbewahrt, die am Ende der KORRIKA veröffentlicht wird. Einzelne Lauf-Kilometer können gekauft werden von Organisationen oder Unternehmen, die sich dem Euskara verpflichtet fühlen, oder die an seinem täglichen Gebrauch in allen Situationen des öffentlichen und privaten Lebens interessiert sind.

Fortschritt und Stagnation

Seit die Sprache nach dem Ende der Diktatur legalisiert und im Baskenland und in Navarra zur kooffiziellen Sprache gemacht wurde, ist die Zahl der Euskaldunen (so werden die Personen genannt, die Euskara beherrschen) deutlich gestiegen. In der Schule wird sie gelehrt, an manchen findet der Unterricht ausschließlich in Euskara statt, an der Universität ist sie ebenfalls immer mehr auf dem Vormarsch. Das Problem ist, dass viele Menschen, die des Euskara mächtig sind, es nicht benutzen, aus sehr unterschiedlichen Gründen: weil sie an Orten arbeiten, in denen Euskara niciht üblich ist; weil die Freunde es nicht können; oder weil sie sich nicht perfekt genug fühlen und sich schämen, beim Sprechen Fehler zu begehen. Das Euskara muss sich ständig gegen eine mächtige Konkurrenz behaupten, denn die meisten Medien, vor allem die modernen Kommunikationsmedien, funktionieren auf Spanisch und Englisch. Fernsehen, Sport, Internet, Videospiele, alles orientiert sich in den meistgesprochenen Sprachen und drängt das Euskara an den Rand. Zudem sind die Baskinnen sehr tolerant und höflich: wenn in einer Gruppe von zehn Personen eine Person nicht Baskisch spricht, tun es die übrigen neun ebenfalls nicht. In Katalonien – mit der katalanischen Sprache – ist dies anders.

Die Arbeit von AEK

Die hauptsächliche Arbeit der KORRIKA-Organisatorinnen AEK ist regelmäßiger Baskisch-Unterricht für Erwachsene, die dafür leider bezahlen müssen. AEK ist eine private Organisation der außerschulischen Bildung, baskenlandweit unterhält sie praktisch in jedem größeren Ort eine Euskaltegi, so werden die Baskisch-Schulen genannt, wörtlich “Ort des Baskischen”. Daneben bietet sie in sogenannten Barnetegi-Internaten Intensiv-Unterricht mit einem eventuellen Abschluss, der zur Lehre der Sprache ermächtigt. Daneben hat AEK das Ziel, die Gesellschaft zu re-euskaldunisieren, dh. die Bevölkerung im täglichen Leben, in Arbeit und Freizeit, zum häufigeren Gebrauch der baskischen Sprache zu animieren. Das Kürzel AEK bedeutet in baskischer Sprache “Alfabetatze Euskalduntze Koordinakundea”, auf Deutsch: “Koordinationsgruppe zur Alphabetisierung in Euskara”. AEK arbeitet zusammen mit der Akademie der Baskischen Sprache (Euskaltzaindia) auch an wissenschaftlicher Forschung, Erarbeitung von Lehrmaterial für Euskara, der Ausbildung von Lehrpersonal und organisiert Kulturprogramme für die genannten Ziele. Die ersten Euskara-Alphabetisierung-Gruppen gab es bereits 1965, als die Sprache noch illegal und ihre Benutzung unter Strafe gestellt war. In heimlichen Lerngruppen unterrichteten insbesondere Frauen, zu Hause und nachts, mehr war nicht möglich.

KORRIKA-Finanzierung

Finanziert wird die KORRIKA neben Zuschüssen der baskischen Regierung in Vitoria/Gasteiz überwiegend privat. Engagierte Leute erwerben für 12 Euro eine Anstecknadel, mit Klamotten, Mützen, Hosen geht allerlei Merchandising unter die Leute. Organisationen und Vereine jedweder Herkunft kaufen sich einen Kilometer, den sie dann organisieren wie sie es gerne wollen. Wohlwollende Geschäfte und Firmen werben mit ihren Logos. Auf der Webseite www.korrika.org wird informiert.

Die KORRIKA 2015

Neben der Aufforderung, die baskische Sprache in allen Lebenslagen zu benutzen, markiert die KORRIKA in jeder ihrer Ausgaben auch das Terrain der Sprache. Sie führt durch alle Provinzen, die heute als Verbreitungsgebiet des Euskara angesehen werden, diesseits und jenseits der Grenze, in allen sieben Provinzen. Vielen politischen Vertretern gefällt das gar nicht, denn aus diesem Blickwinkel lässt sich auch ableiten, dass all diese Provinzen zusammengehören. Kulturell gesehen besteht daran kein Zweifel, Angst haben die Staatsvertreter von einer daraus abgeleiteten politischen Zusammengehörigkeit.

Am 19.März 2015 nachmittags um 17 Uhr startet die KORRIKA in Urepele, im französischen teil des Baskenlandes (Iparralde, die nördliche Seite genannt). In der Nacht geht es über Donibane Garazi (St.Jean-Pied-de-Port) nach Maule (mauleon), der Hauptstadt der Provinz Soule-Zuberoa. Am zweiten Tag (20.3.) erreicht der Zug die navarrische Hauptstadt Iruña, besser bekannt unter ihrem spanischen Namen Pamplona. Am 21.3. erreicht der Lauf Gipuzkoa und geht kreuz und quer durch die Städte Irurtzun, Tolosa, Andoain, Hernani, Renteria, Oiartzun, Irun, um erneut die Grenze zu überschreiten und nachts in Baiona (frz: Bayonne) zu enden. Am 22.3. geht es nachts von Biarritz (bask: Miarritze) nach Hendaia (Hendaye) und bei Hondarribia wieder zurück nach Hegoalde, die im spanischen Staat gelegene “Südseite” des Baskenlandes. Noch vormittags erreicht die Karawane Donostia (spn: San Sebastián und kommt nachts erneut nach Tolosa. Am 23.3 ist erneut Gipuzkoa angesagt mit Ordizia, Beasain, Lazkao, Oñati, Arrasate, Bergara. Von Elgeta geht es dann zum ersten Mal nach Bizkaia: erst Elorrio, dann Durango, wieder zurück nach Gipuzkoa mit Eibar, Deba, Mutriku. Und wieder Bizkaia mit Ondarroa und Markina. Noch in der Nacht zum 24.3. ist das Hafenstädtchen Lekeitio dran und morgens um halb fünf erreicht der Tross das bekannte Gernika. Danach beginnt die Umkreisung Bilbaos (bsk: Bilbo). Erst von Norden her (Plentzia, Algorta, dann von Westen her (Barakaldo, Portugalete. Dann geht es nochmal in den Süden in den Karrantza-Landkreis. Der Tag wird in Balmaseda beschlossen, der Stadt mit dem Baskenmützen-Museum.

Am 25.3. stehen nacheinander Laudio, Amurrio, Murgia auf dem Programm, bevor um 14:12 Uhr ein einziges Mal das offizielle Baskenland verlassen wird und es nach Treviño geht. Dieses “Herzogtum” liegt zwar mitten im Baskenland, in der Provinz Araba (spn: Álava), doch wurde es im Mittelalter zum Objekt eines Deals unter Adligen und wurde nach außerhalb “verschenkt”. So gehört es offiziell zur spanischen Provinz Burgos, seit Jahren sind die Ratäuser und Bewohnerinnen von Treviño deshalb leidenschaftlich damit beschäftigt, ihre Integration ins Baskenland zu fordern. Das nur als Detail, um die Problematik der Sprache deutlich zu machen, denn in Treviño gibt es zwar auch Baskisch-Schulen, offiziell ist die Sprach dort aber selbstverständlich nicht. Vor Treviño geht es in die Rioja Alavesa, den baskischen Teil des Weingebiets. Am 26.3. ist dann der Süden Navarras dran, der eine Euskara-Förderung besonders nötig hat. In der Ribera-Region war das Esukara bis vor wenigen Wochen nicht einmal offizielle Sprache, weil die rechte navarrische Regierung das niciht wollte. Nun hat sich die Opposition zusammengetan und gegen doe Regierung eine Änderung beschlossen. Tutera, Tafalla sind die bekanntesten Orte der Gegend. Im navarrischen Osten beginnt der 27.3., mit Aurizberri geht es fast noch einmal in die Pyrenäen. Danach in den navarrischen Osten, Lizarra. In Etxauri und Irurtzun beginnt der 28.3. Früh morgens geht die KORRIKA durch Etxarri und Altsasu, wo das Euskara besonders beliebt und die Guardia Civil besonders gefürchtet ist. Über Agurain (spn: Salvatierra) erneut nach Araba, um abends in Bizkaia zu enden. Dort geht es dann in die Schlussphase der KORRIKA, Igorre, Basauri, Galdakao, Lemoa, Derio, Erandio sind die letzten Stationen bevor der lange Marsch morgens um 7:23 Uhr in die bizkainische Hauptstadt eintritt, wo er sich dann ganze fünf Stunden vergnügt und mit einem großen Fest um 12:30 Uhr zu Ende geht.

KORRIKA in aller Welt

Seit langer Zeit gibt es auch außerhalb des Baskenlandes kleinere KORRIKA-Läufe, und immer mehr schließen sich diesem Unternehmen an. Erst waren es die Euskal Etxeas, die baskischen Kulturzentren in aller Welt, die von Übersee ihr Quentchen zur Entwicklung der Sprache beitrugen. In Buenos Aires zum Beispiel, ähnlich wie in Idaho/USA. Zuletzt hat die KORRIKA auch in Deutschland Fuß gefasst, konkret in Berlin und Leipzig. Neben Buenos Aires, Idaho und Berlin stehen auch Sydney, Brüssel, New York, Santiago de Chile, Madrid, Barcelona, Quebec, Mexiko-City, Valencia, San Francisco, Paris und das tschechische Brno in der Liste der KORRIKA-Orte, die immer länger wird. Erforderlich für die Organisierung einer KORRIKA ist jeweils nur der gute Wille einer handvoll Euskara-Freundinnen – und die gibt es in aller Welt. Erst kürzlich wurde in München ein Euskal Etxea (dt: Baskisches Haus) gegründet und von der baskischen Regierung offiziell anerkannt. So ist künftig auch in München – baskisch: Munitx – mit einer kleinen KORRIKA zu rechnen.


Erstveröffentlichung:baskultur.info weiterlesen >>

Der Verlauf der 19. Korrika

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